Nach dem Tod von Stalin und Mao leiteten die Nachfolger in beiden Ländern eine Reihe von liberalen Reformen ein. Diese Perioden wurden als „Tauwetter“ (ottepel') und „Gaige Kaifang“ bezeichnet, mit dem Ziel, sich von der totalitären Politik ihrer Vorgänger zu distanzieren. Im Zeitalter der Reformen wurden die Stimmen junger Studierender im Hochschulbereich immer lauter. Sie reflektierten die Vergangenheit und beteiligten sich aktiv am politischen Diskurs.
Dieses Dissertationsprojekt bietet eine neue Perspektive auf die bisherige Forschung, indem es einen alternativen Ansatz zur Analyse und zum Vergleich des komplexen Zusammenspiels zwischen den Regimen in der Übergangsphase und der studentischen Intelligenzija verfolgt. Das übergeordnete Ziel besteht darin, die komplexe Dynamik zwischen diesen Regimen und der studentischen Intelligenzija zu analysieren, um ein Kommunikationsmodell zu entwickeln, das die Beziehung zwischen posttotalitären Regimen und der Jugendintelligenzija charakterisiert. Ein wesentlicher Aspekt dieser Studie ist es, die Diskrepanzen zwischen den Bestrebungen der jungen Generation und den Reaktionen der herrschenden Behörden aufzuzeigen, selbst in autoritären Regimen mit sehr ähnlichen Umständen. Diese Analyse gewährt einen Einblick in die tiefgreifenden Unterschiede zwischen den beiden Gesellschaften in vergleichbaren Entwicklungsstadien.
Die vorliegende Studie zielt darauf ab, folgende Fragen zu beantworten: Spiegeln die Kommunikation und Interaktion zwischen der studentischen Intelligenzija und den neuen Regimen das repressive und feindselige Umfeld wider, das unter ihren Vorgängern herrschte, wie die meisten früheren Untersuchungen nahelegen? Gab es in der frühen Phase der posttotalitären Gesellschaften jemals eine Tendenz oder Anzeichen einer Zusammenarbeit zwischen den beiden Seiten? Wenn ja, auf welcher Ebene fand diese Zusammenarbeit statt - in der Parteizentrale oder an der Basis - und warum? Haben sich die Parteien und die beiden Studentengruppen bewusst auf die Lehren ihres ausländischen Gegenübers bezogen, von ihnen gelernt oder sie übernommen?
Dissertationsprojekt von: Qi Zhang
Projektbetreuung: Prof. Dr. Sören Urbansky
Die Studie fragt in einem lokal auf die Pazifikstadt Wladiwostok beschränkten, aber kulturraumübergreifenden Vergleich nach spezifischen Ereignissen und Phänomenen, die sich unter dem Stichwort der „gelben Gefahr“ im russisch-sowjetischen Kontext subsumieren lassen. Solch ein Zugang betritt in mehrfacher Hinsicht historiographisches Neuland: Denn pogromartige Übergriffe auf Chinesen im späten Zarenreich und ihre vollständige Deportation unter Stalin machen diese Gemeinschaft im sowjetrussischen Fernen Osten zu einem Sonderfall innerhalb der weltweit verstreuten Diaspora der Überseechinesen und innerhalb der Geschichte nationaler Minderheiten in der Sowjetunion. Ferner geht das Vorhaben der Frage nach, wie gesellschaftliche Eliten „Rasse“ im russisch-sowjetischen Kontext als eine Kategorie praktischer Politik etablierten und Gewaltexzesse beförderten.
Projektleitung: Prof. Dr. Sören Urbansky
Das Projekt widmet sich den religiös motivierten sozialen Freiheitspraktiken der Sektenanhänger*innen und nähert sich dem Begriff der Freiheit aus sozialgeschichtlicher Perspektive.
Projektleitung: Dr. Agnieszka Zaganczyk-Neufeld
Das Promotionsprojekt untersucht die Denk- und Handlungsmuster der Organisation des russischen Exils, die unter dem Namen Narodno-Trudovoj Sojuz rossijskich solidaristov (wörtlich: Volksarbeitsbund der russischen Solidaristen) in die Geschichte des Widerstands gegen die kommunistische Herrschaft in der Sowjetunion eingegangen ist.
Der Fokus liegt auf den Netzwerken, die der NTS zwischen 1945 und 1991 knüpfte und pflegte. Insbesondere wird die Zusammenarbeit mit führenden Akteuren des Ost-West-Konflikts, sowohl auf staatlicher als auch privater Ebene, beleuchtet. Dabei soll geklärt werden, wie der Solidaristenbund mit anderen antikommunistischen Kräften im Ausland interagierte und wie sich diese Gruppen wechselseitig beeinflussten.
Ein bedeutsamer Unterschied zu anderen russischen Exilorganisationen bestand in der festen Überzeugung des NTS, dass der Sturz der Sowjetmacht ausschließlich durch direkten Kontakt mit der sowjetischen Bevölkerung möglich sei. Die Forschung analysiert die verschiedenen Instrumente, die der NTS nutzte, um den Kontakt mit dem Heimatland aufrechtzuerhalten. Dies umfasste die Entwicklung diverser Propagandaformen, die Intensivierung der Untergrundaktivitäten und die Ausweitung operativer Tätigkeiten im Westen.
Das geplante Dissertationsprojekt beansprucht zudem, durch einen multiperspektivischen Ansatz die Geschichte des NTS-Bundes neu zu interpretieren und somit einen Beitrag zur Erforschung des international vernetzten Antikommunismus zu leisten.
Dissertationsprojekt von: Irina Parkhomenko
Projektbetreuung: Prof. Dr. Plaggenborg und Prof. Dr. Urbansky
The first three decades of the Republic witnessed a series of political, social, and economic developments. After the 27-year-long single-party regime had come to an end with the Democratic Party (DP) taking over power, the keywords of the new period were "democratization" and "economic development". In this period of visions of economic growth and wealth, political fluctuations, internal conflicts, economic and social changes defined the new discussions about poverty, the dark side of development. The factors, forms, and discourse about poverty have become more diverse and multidimensional. Poverty became evident as a social problem and entered public and political discussions. Migration, interregional social and economic imbalance, urban overpopulation, and distorted urbanization were no longer transitory but became persistent. Political and social conflicts between different ideological and religious groups such as "left-right", "conservative-liberal", "Turkish-Kurdish" and "Sunni-Alevi" of the 1970s were in fact the signs of an underlying social unrest. Poverty contributed to discrimination, inequality, isolation, lack of social protection and mobility; therefore, the poor were prevented from fully accessing the opportunities in the creation of their future and integrating into the developing and modernizing society. This study analyzes the dynamics that shaped poverty in Turkey during the indicated period.
Dissertationsprojekt von: Büşra Hanusrichter
Projektbetreuung: Prof. Dr. Plaggenborg